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Achtung: Neue Fahrzeugtechnologie
+++ Weiterbildung der THL Ausbilder +++
Die Thematik Technische Hilfeleistung (THL) bei Verkehrsunfällen beschäftigt die Stützpunktfeuerwehr Bissendorf / Scherenbostel schon viele Jahre. Seit 1987 ist für die technische Hilfeleistung ein Rüstwagen 1, unter anderem für die Hilfe bei Verkehrsunfällen in der Ortsfeuerwehr stationiert. Die in der Stützpunktwehr durchgeführten Workshops und Seminare werden von den Einsatzkräften positiv aufgenommen und das Ausbilderteam versucht den Wissenstransfer zu den Rettungskräften optimal und nachhaltig zu gestalten. Um die ständig aktuelle Sachkunde zu gewährleisten wurden Weiterbildungen von den Ausbildern besucht.
In den besuchten Veranstaltungen ging es in erster Linie um die PKW Unfallrettung in Deutschland. Das patientenschonende und patietengerechte Retten von Unfallopfern aus zerstörten Fahrzeugen ist ein komplexer Vorgang, welcher kein Schema F erlaubt. Jede Unfallsituation vor Ort ist anders - jede deformierte Karosse eine Herausforderung an das können der Einsatzkräfte.
Mit dem Wissen um die Konstruktion der Fahrzeuge beginnt die thematische Arbeit. Verstärkungen in den Fahrzeugsäulen, verstärkte Schweller und widerstandsfähige Dach- und Fensterkomponenten sind für die hydraulischen Rettungsgeräte schon heute schwere Aufgaben bei der PKW Rettung.
Der Wettlauf der Fahrzeugindustrie um das Verkaufsargument "Fahrzeugsicherheit und NCAP Crashtest" ist schon längst entbrannt. Heutzutage haben, nach Aussagen der führenden Rettungsgerätehersteller, die leistungsfähigsten Scheren schon oft Schwierigkeiten das Fahrzeugmaterial zu durchtrennen.
Zu dick und steif sind die Fahrgastzellen, sodass bei einigen Serien Cabrios nicht einmal eine "dritte Tür" möglich ist - so fest und verbaut sind die Komponenten.
Neben dem richtigen Batterie- und Glasmanagement müssen heutige Geräteführer und Gruppenführer eine Vielzahl von Einsatzparametern und Vorgehensweisen beherrschen.
Das Anzeichnen der Scherenschnitte und Entlastungschnitte am PKW, die Ordnung des Einsatzraumes in Arbeitskreise und das Wissen um Stabilisierung und drücken der Fahrzeuge sind elementaren Bestandteil des Fachwissens im Bereich PKW Unfallrettung.
Die Liste möglicher Negativ - Vorkommnisse im Realfall ist lang. Das Türen entfernen im Erstzugang, den Vorderwagen kippen, das entfernen ganzer Seitenpartien samt B Säule, der Einsatz von Rettungszylindern und das sägen von Glas stellt die örtlichen Einsatzkräfte vor massive Aufgaben, welche es im Einsatz sicher zu bewältigen gilt.
Türen entfernen - Das entfernen der ersten Tür kann einen schnellen Erstzugang schaffen. Auch die Heckklappe ist als Erstöffnung für den Inneren Retter denkbar. Durch die neuen Fahrzeugmaterialien wie Glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK) oder Aluminium ist die Spaltschaffung u.U. schwieriger. Der richtige Einsatz des Spreizers (wohin möchte ich die Bewegung der Tür ?) sollte vom Geräteführer jederzeit bedacht werden.
Vorderwagen kippen - Das noch vor Jahren bevorzugte kippen des Vorderwagens ist gerade bei Neuwagen aus konstruktiven Vorgaben nicht mehr immer so einfach möglich. Durch Einführung der Armaturenbrettquerträger ist ein ansetzen der Rettungszylinder an den Türschwellern zum A Holm zu überdenken. Ein asynchrones Kippverhalten von Fahrer- zur Beifahrerseite wird durch konstruktive Maßnahmen der Fahrzeug Hersteller immer offensichtlicher. Ein paar Zentimeter der "Hoch und Weg Bewegung" müssen zur Befreiungsöffnung der eingeklemmten Personen meist schon ausreichen.
Seitenpartien samt B Säule - Das entnehmen der kompletten Fahrerseite sollte praktisch in 2-4 Minuten zu erledigen sein. Beide Türen und die B Säule werden zusammenhängend aus der Karosse entfernt Der Trend kein Glas mehr zu schneiden und trotzdem den Fahrer axial zu retten setzt eine möglichst große Befreiungsöffnung voraus. Die große Seitenöffnung schafft u.U. die Vorraussetzungen für eine schonende Rettung.
Sägen von Glas - Das Glasmanagement wird, so erforderlich, mit Mundschutz durchgeführt. Glasstäube können (ähnlich Asbest) schwerste gesundheitliche Schädigungen bei Einsatzkräften hervorrufen. So es geht, das sägen der VSG Scheiben vermeiden. Ggf. Dächer nach vorne oder hinten abklappen.
Die hier oben genannten Anmerkungen geben nur Hinweise und können den Leser nur als Anhaltspunkt zu Rettungsmaßnahmen dienen. Ein Schema F bei der PKW Unfallrettung gibt es weltweit nicht. Jeder Unfall ist verschieden ...
Es sei aber, für örtliche Ausbilder, als auch für Feuerwehr Einsatzpersonal empfohlen : Ein sinnvolles und zielgerichtetes abweichen von einer Standardeinsatzregel (SER) beim Verkehrsunfall ist nur möglich - wenn auch ein schlüssiges Fachkonzept im Feuerwehrstandort vorhanden und ausgearbeitet ist !!!
© Text, Fachautor Holger Bauer
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