Freiw. Feuerwehr Bissendorf

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01.01.2008 Unfall Reloaded

+++ Informationen zu Vorgehensweisen bei VU +++

In Deutschland sterben täglich ca. 14 Menschen im Straßenverkehr. Unterwegs mit PKW, LKW oder Transporter passieren Fehler oder Unaufmerksamkeiten - es kommt unweigerlich zu Unfällen.

Ob mit oder eigenes Verschulden - die jährlich erscheinende Unfallstatistik spricht eine klare und eindeutige Sprache: Immer mehr schwere Unfälle im Verkehrsbereich mit sinkender Zahl von Verkehrstoten. Für das Jahr 2007 wird eine Zahl von Verkehrstoten in der Bundesrepublik Deutschland von knapp um die 5000 Personen vorhergesagt. Das ist ein positiver Rückgang, um ca.1 % bundesweit.

Bei der Verkehrsunfallrettung spielen zwei Faktoren eine besondere Rolle. Neben der örtlich vorhandenen Technik sollte auch das Einsatzpersonal auf dem "aktuellsten Wissenstand" sei. Bundesweit erprobte und angesehene Ausbilder der Rettungsgerätehersteller geben den Hinweis, dass ca. 40 % des Könnens bei Verkehrsunfällen mit Menschengefährdung der Technik zugeschlagen wird. Der weitaus größere Bereich, nämlich 60 % der Tätigkeiten und des Könnens, werden dem Einsatzpersonal vor Ort zugeschrieben. Nur durch gutes teamorientiertes Fachwissen, besonnenes und ruhiges Vorgehen am Einsatzort können bei freiwilligen Feuerwehren Einsatzerfolge erzielt werden, welche nachhaltig erkennbar werden.

Mensch und Technik durchschneiden B Säule

durchschneiden B Säule

Die strategischen Vorraussetzungen zur patientenschonenden technischen Rettung bei PKW Verkehrsunfällen können schon von einer Ortsfeuerwehr mit Grundausstattung an der Einsatzstelle umgesetzt werden. Ob die Fahrzeugstabilisierung mit Hilfe von Holzkeilen und Leiterteilen, das Unterbauen des Unfallfahrzeugs mit B-, oder C Schläuchen oder der Einstieg des Inneren Retters, alles dies kann schon vor eintreffen der nächst größeren Feuerwehr mit hydr. Rettungsatz erledigt werden. So entsteht ein zeitlicher Vorsprung, welcher den Unfallopfern im Sinne der "Golden Hour of Shock" zugute kommt. Medizinische Grundkenntnisse von Feuerwehrpersonal können für die Erstversorgung von Unfallopfer dabei nur von Vorteil sein.

PKW Stabilisierung Unterbau mit Schläuchen und Keilen

Der Informationsgewinnung am Einsatzort sollte nach Eintreffen ein besonderes Augenmerk verliehen werden. Neben der gründlichen Erkundung im Sinne der 4 Phasen TH Modells bei Menschengefährdung, sind in der heutigen komplexen Fahrzeugtechnik weitere, schnell greifbare Inforationen zum Unfallfahrzeug nötig. Eine Möglichkeit der Informationsgewinnung zum Unfallfahrzeug bietet das CRS (Crash Recovery System). Mit Computerunterstützung werden hier auf einem Display spezifische Fahrzeugdaten grafisch dargestellt, um dem Einsatzleiter vor Ort Informationen über das Vehikel vor Ort zu geben. Wo sind die Batterien des Fahrzeugs ? Wo sind die verstärkten Fahrzeugkonstruktionen ? Was gibt es für Besonderheiten beim Fahrzeugtyp? Und wo sitzen die Gasgeneratoren ? Diese und weitere entscheidende Rahmenbedingungen werden mit dem System, zu allen gängigen und neueren Fahrzeugmodellen, beantwortet.

CRS-Crash Recovery Sytem Arbeit mit CRS System

Die Kommunikation aller Einsatzkräfte an der Einsatzstelle ist von entscheidender Wichtigkeit. Der für den Patienten verantwortliche Notarzt (NA) und der FW Einsatzleiter sollten am Einsatort im ständigen Kontakt bleiben. Medizinische Maßnahmen, Stabilisierung des Patienten und patientengerechtes Vorgehen sollten bei einer schonenden Rettung im Vordergrund der Maßnahmen stehen. Keine Maßnahmen der Feuerwehr ohne vorherige Ankündigung und Verständigung untereinander und mit dem Notarzt. Dabei sollte der Leiter der technischen Rettung (in aller Regel der FW Einsatzleiter) alle anwendbaren Möglichkeiten der Unfallrettung darlegen und zusammen mit dem NA entscheiden, welche Variante durchgeführt wird. Auch ein "Zusammenkommen" von GF, NA und Angiffstrupp am 5 m Arbeitskreis zur kurzzeitigen Verständigung ist sinnvoll, um Maßnahmen und Vorgehensweisen abzuklären.

Einsatzkräfte Besprechnung, weiteres vorgehen

Einsatzkräfte besprechen sich

Der Patient sollte während der Rettungsmaßnahmen nie alleine gelassen werden. Eine dauerhafte Betreuung durch den Inneren Retter sollte gewährleistet sein. Untersuchungen zeigen, dass Unfallopfer eine Menge im Unterbewusstsein wahrnehmen. Lautes Geschrei, schimpfen von Rettern, unbekannt Geräusche, funken am Unfallfahrzeug oder gar unangemessene Bemerkungen sollten direkt am Unfallfahrzeug unterbleiben.

Innerer Retter

Einsatz Innerer Retter

Die in Deutschland angewandten Rettungstechniken zur PKW Unfallrettung wurden seit Ende der 90´er Jahre bundesweit vereinheitlicht. Nach dem "Hamburger Modell" wurden in vielen Feuerwehren die Standort Ausbildung in der Thematik einheitlich betrieben - und diese auch von den Rettungsgeräte Herstellern vorangetrieben und unterstützt. Heute werden die Prinzipien der patientengerechten, patientenschonenden Unfallrettung selbst an vielen Landesfeuerwehrschulen in der Bundesrepublik gelehrt.

Ein dauerhaftes anwenden der Rettungstechniken in den Feuerwehren, in Praxisübungen und bei Fortbildungen, darf dabei aber nicht außer acht gelassen werden. Den eins ist sicher : Der Fahrzeugverkehr wird mit zunehmender Mobilität der Bevölkerung zunehmen !! Die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst werden zunehmend gefordert.

Darauf reagiert die Feuerwehr Bissendorf / Scherenbostel seit einigen Jahren mit einer für die Stützpunktfeuerwehr gültigen Standardeinsatzregel (SER), sowie einer intensiven Weiterbildungen für die örtlichen Einsatzkräfte.

© Text, Fachautor Holger Bauer