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27.04.2013 Deutsche Meisterschaft Unfallrettung
+++ Rescue Challenge 2013, Deutsche Meisterschaften Unfallrettung / Storkow bei Berlin +++
Das Wetter bei den Rettern war bedeckt bis wolkig. Die deutschen Meisterschaften wurden von der Feuerwehr Storkow (Mark) in Zusammenarbeit mit dem VFDU organisiert und veranstaltet. Die besten deutschen Rettungsteams maßen sich bei der Ausbildungsveranstaltung. Holger Bauer war dabei...
Der Platz vor den Feuerwehrhaus in Storkow war gut gefüllt, als sich die ersten Teams zu dem Wettbewerb vor Ort einfanden und anfingen. Jedes der 14 teilnehmenden Teams aus Deutschland musste an den zwei Tagen jeweils ein Standard und Rapid Szenarion abarbeiten. Die Teams kannten die vor Ihnen liegenden Aufgabe und Einsatzszenarien nicht, sondern wurden vor der eigentlichen Übung abgeschirmt, um die Aufgabe nicht vorher zu kennen.
Bei den Szenarien der Rescue Challenge handelte es sich jeweils zunächst um ein Rapid Szenario. In 10 Minuten galt es eine Person mit einem fünf Personen Team zu versorgen und aus einem Unfallfahrzeug zu befreien. Der Gesundheitszustand des Unfallopfers war dabei nicht stabil und wurde nach ca. 5 Minuten kritischer.
In einer zweiten Ausbildungssituation, dem Standard Szenario mussten die Teams innerhalb von 20 Minuten eine Person medizinisch versorgen und befreien. Der Gesundheitszustand des Eingeklemmten bleibt stabil, wenn der innere Retter entsprechende Versorgungen und Überprüfungen durchführt.
Die einzelnen Szenarien wurden von einem VFDU Aufbauteam auf den zwei parallelen Übungsplätzen vor dem Feuerwehrhaus vorbereitet, extra Übungsopfer standen in Schutzkleidung zur Rettung aus den Fahrzeugen bereit und wurden vorab instruiert.
Die Teams fuhren in einem alten Feuerwehrfahrzeug aus DDR Zeiten an und begannen ihre jeweils zugeteilte Übung. Nach Erkundung des Einsatzleiters wurde nach bekannten Schemata vorgegangen und die Unfallopfer betreut. Dabei im Fokus der Innerer Retter, welcher sich um den Patienten im Fahrzeug kümmert. Erstzugang zum Patienten, ABCDE Schema deren Dokumentation und technische Rettung durch hydraulische Rettungsgeräte folgten. Die hydraulischen Rettungsgeräte wurden durch namhafte Rettungsgerätehersteller gestellt, welche gleich nebenan eine Ausstellung neuester Rettungsgeräte in den Fahrzeughallen boten.
Vor den Hallentoren wurden in den zwei Übungstagen etliche Szenarien gezeigt und von den Teams abgearbeitet. Dabei wurde sichtbar, dass das eigentliche sägen von Verbundsicherheitsglas (VSG) bei der Rettung der Fahrzeuginsassen wesentlich in den Hintergrund tritt. VSG-Glas werden nur noch geschnitten, wenn es unbedingt notwendig ist. Die Gefahren welche durch den Glasstaub für Unfallopfer und Rettungspersonal ausgehen sind unter Umständen so schwerwiegend, dass ein schneiden (wenn notwendig) zu unterlassen ist. Umso wichtiger ist ein Plan B oder Plan C bei der Vorgehensweise zur Unfallrettung. Verschiedene Wege der Rettung sollten den Führungskräften bekannt sein.
Selbst Teams, welche keine hydraulischen Rettungsgeräte zur Rettung nutzten, wurden bei dem Wettbewerb gesichtet und positiv bewertet. Dennoch wurden die Insassen verletzungsmusterangepasst aus Ihren Fahrzeugen befreit. Hauptsache die Patienten wurde gut betreut und die Golden Hour of Shock (zeitlicher Rahmen der technischen Rettung/Übung , z.B. 20 min. im Standard) wurde nicht außer acht gelassen. Nicht alle Team schafften die Rettung der Unfallopfer in vorgegebener zeit, letztendlich bekamen aber alle Teams Applaus für ihre gezeigten guten Leistungen.
Parallel zu den Übungen veranstaltete die Firma Weber eine visualisierte Vortragsreihe mit dem Thema "Herausforderung Unfallrettung". Das leider zu wenig gewürdigte Event vor Ort hatte grundlegende und aktuelle Vorgehensweisen der Unfallrettung im Auge. Hier einige Grundlagen:
- Fahrzeugkarosserien und Werkstoffe im Fahrzeugbau entwickeln sich weiter. Stabilisierender Schaum in B-Säulen, Magnesium Druckguss oder Ultrahochfester Stahl sind in einigen Fahrzeugtypen heute Standard. Ältere Rettungssätze können damit Probleme bekommen.
- Die maximale Schneidkraft der hydraulischen Rettungsgeräte muss an die Struktur des Fahrzeuges gebracht werden. Hier gilt: 60 % entscheidet der Mensch, 40 % die Technik !
- Querschnitt und Materialmengen der Karosserie sollten vorab reduziert werden. Dann die Struktur der Fahrzeuge angreifen.
- Die richtige Gerätebedienung, unter Berücksichtigung der eigenen Sicherheit und Sicherheit des Unfallopfers, ist absolutes muss !
- Gurthöhenverstellungen sind mit hydraulischen Schneidgerät zu meiden.
- Kreativität und Flexibilität im Rettungseinsatz erfordern Kenntnisse in Konstruktionsmerkmalen, Fahrzeugaufbau, Karosserie und Werkstoffkunde.
- Weniger ist manchmal mehr ! Zügiges Arbeiten der Technik, medizinische Fokussierung auf den Patienten und gute Kooperation und Kommunikation mit dem örtlichen Rettungsdienst ist oftmals mehr Wert, als jeder unüberlegte Einsatz hydraulischer Einsatzmittel.
- Ein Plan B und Plan C sollte immer im Kopf des Einsatzleiters vor Ort sein. Alternative Rettungsmethoden sind erlernbar und können entwickelt werden !
- Es gibt an jedem Fahrzeug Bauteile, die man besser nicht beschädigen bzw. umgehen sollte.
- Sicheres Arbeiten an einem Fahrzeug (Maschine) erfordert die möglichstvollständige Deaktivierung.
- AIRBAG Regel, AUTO Regel , 30-60-90 Regel sind zu berücksichtigen.
- Alternative Antriebe sind zu identifizieren und in die Maßnahmen einzuplanen.
- Konstruktionsmerkmale : Wissen statt suchen !
© Quelle Fa.Weber, Klaus Krebs, Jörg Heck
Nach zwei Tage in Storkow standen die diesjährigen Deutschen Meister fest:
Bestes Team 2013 war die Technische Rettung Sinntal (1453), vor Feuerwehr Kaltenkirchen (1368) und TRT Gündingen (1267)
Bester Einsatzleiter (Captain) kam von der Technische Rettung Sinntal vor der Feuerwehr Kaltenkirchen und dem Team TRT Waldeck.
Bester Innerer Retter kam von der Technische Rettung Sinntal, vor Feuerwehr Kaltenkirchen und der FF Neuburg.
Die weiterführenden Wettbewerbe auf Internationaler Ebene der Word Rescue Organisation (wro) finden vom 27.Oktober bis 2.November 2013 in Clearwater Beach, Florida statt. Deutsche Zuschauer sind gerne willkommen !
© Bilder,Text: Holger Bauer
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