Freiw. Feuerwehr Bissendorf

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07.12.2013 Der goldene Schnitt

+++ Kurzfristige Ausbildungsmöglichkeit am LKW, optimiertes Vorgehen +++

Besonders herausragende Ausbildungsmöglichkeiten sind selten und müssen auch genutzt werden. In Absprache mit einem Dienstleister war es jetzt möglich, ein LKW Fahrerhaus mit hydraulischen Rettungsgeräten zu zerlegen.

Der kalte Samstag Vormittag war geprägt von nächtlichen Schneefall und Kälte. Die kleine Gruppe von Einsatzkräften war vorab kurzfristige zusammengerufen worden, um die Ausbildungsmöglichkeit nicht verfallen zu lassen. Nach Abstimmung mit dem Ortsbrandmeister konnte die Aktion starten.

LKW Türentnahme

Auf einem Firmengelände wartete schon der PKW Transporter. Die Fahrerkabine der Marke DAF war leicht lediert, aber sinnvoll für die Feuerwehrausbildung nutzbar. Zunächst wurde vor Ort die Geräteablage mit benötigten Materialien gefüllt - ganz wie im Ernstfall. Der Rüstwagen stand für die Maßnahmen bereit. Die notwendige Arbeitshöhe für den LKW war gerade noch vom Erdbodem arbeitend ausreichend. Für Bauart höhere Lastkraftwagen wäre eine Arbeitsplattform notwendig geworden.

Zunächst wurde das LKW Fahrerhaus mit Spanngurten stabilisiert und mit Keilen versehen. Mit Bandschlingen auf jeder Seite um die Vorderachsen geschlungen, wurden feste Widerlager für den Spanngurt geschaffen. Keile hinter die Räder - und schon war ein wegrollen bzw. umkippen der Fahrerkabine nicht mehr möglich.

Etwaige medizinische Maßnahmen wurden während der Ausbildungssequenz vollkommen ausgeblendet (nicht im Fokus). Dies hätten den Rahmen gesprengt. Ausschließlich das richtige Vorgehen bei technischer Befreiung eingeklemmter Patienten aus LKW wurde vermittelt und praktisch durchgeführt.

Vorderbau schneiden

Nach der Stabilisierung wurde das Batterie - und Glasmanagement an LKW Fahrerhaus durchgeführt, auch um eine Erstöffnung für den Rettungsdienst zu schaffen. Die Fensterfolie hat sich beim Galsmanagement erneut positiv ausgewirkt, ist sie doch schneller in der Handhabung als Paketklebeband auf Rolle. Allein auf Trockenheit der Scheibe muss geachtet werden (mit Abzieher trocknen) . Sämtliches VSG und ESG Glas am LKW wurde im Übungsablauf entfernt, ein Ablageplatz für Schrott definiert.

Immer wieder wurde in den Ausbildungsabschnitten auf elementare Aspekte der Einsatzstellensicherheit eingegangen. Die Einsatzkräfte müssen dafür separat sensibilisiert werden - herrscht an der Einsatzstelle doch oftmals Hektik und Anfangschaos; verbunden mit den speziellen Gefahren der Gefahrenmatrix. Der potentiellen Gefahr für die Einsatzkräfte ist effektiv nur mit vorab trainierten, sicher zu beherrschenden Verhaltensweisen bei der technischen Rettung entgegenzuwirken.

V-Schnitt in Schweller

Nach dem Glasmanagement wurden die Türen des 7,5 To LKW entnommen. Ein gerade bei sehr hohen LKW schwieriges unterfangen. Mit seilen gesichert und mit Spreizer und Schneidgerät aus dem Fahrzeugseitenrahmen entnommen, wurden die Türen langsam und gesichert herabgelassen. Schon bei Türen von kleineren LKW zeigte sich, dass eine Leinensicherung oberhalb an der Tür zwingend notwendig ist. Herabfallende ganze Türen oder umherfliegende Türbestandteile können die Einsatzkräfte und die eingesetzten Einsatzmittel jederzeit stark gefährden. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr !

Nachdem Fahrer- und Beifahrertür entnommen waren, wurde nach 2 Schnitt Vorgehensweise vorgegangen. V-Schnitt im ersten Drittel des Schwellers , danach 11 Uhr Schnitt in oberen Drittel des A-Holms - schon war der Seitenrahmen "entspannt". Mit dem Teleskoprettungszylinder konnte nun eine ausreichende Befreiungsöffnung geschaffen werden. Dabei nicht im Fokus die " Seitenraumöffnung als Scheune" , sondern ausschließlich jene 5-10 Zentimeter , welcher zur verletzungsmusterangepassten Rettung der Unfallopfer notwendig sind.

Spreizer & Teleskoprettungszylinder

Es wurde bei der Übungsmöglichkeit natürlich auch das maximal mögliche ausprobiert. Laufen lassen der hydraulischen Rettungsgeräte und vollen Hub aus dem Rettungszylinder wurden praktisch erprobt. Aber auch sensibles vorgehen mit höchster Präzision war gefragt. Das Übungsobjekt bot alle Möglichkeiten und Facetten der technischen Rettung.

Im Verlauf der technischen Rettung wurden beide Fahrzeugseiten synchron nach vorne gedrückt. Im Versuch konnte die Lenkstange samt Vorderbau ca. 40 nach vorne verlagert werden. Das schneiden der Frontkarosserie zeigte die enorme Steifigkeit der Fahrerkabine. Armaturenbrettquerträger, elektrische Leitungen, Lüftungsbestandteile und Metallventile erschwerten die Entlastungsschnitte in die Wabenstruktur.

Spreizen der Lenksäule

Gut funktioniert das hochdrücken des Daches mit dem Rettungszylinder. Ein aufsetzen auf einem Festpunkt ist allerdings zwingend - nicht immer halten die Plastik und Kunststoffverkleidungen des Armaturenbrettes. Hier kamen die hydraulischen Rettungsgeräte des Rüstwagen, insbesondere der Teleskopzylinder, an seine Grenze der Leistungsfähigkeit und Arbeitslänge.

Im letzten Schritt wurde das Dach des LKW durchtrennt nach hinten abgeklappt und mit Seilzugratschen gesichert. Dabei zeigte sich die enorme Festigkeit der Dachzone. Das hydraulische Schneidgerät mußte mehrmals optimiert angesetzt werden, um die Holme schlussendlich mit den Schneidmessern zu durchdringen. Bei neueren LKW Fahrzeugmodellen ist dabei mit einem wesentlichen Zeitaufwand zu rechnen. Dabei stellt das abtrennen des Daches bei einem LKW sicher nicht die Standardeinsatzregel (SER) bei LKW VU dar.

© Bild,Text: Holger Bauer