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09.04.2016 Combined Rescue
+++ Kombinierte Rettung : Einsatzkräfte der Stützpunktwehr üben Rettung eingeklemmter Patienten in praktischen Beispielen, Herausforderung inklusive +++
Alle Maßnahmen der Rettungskräfte zur technischen und medizinischen Rettung von eingeklemmten Menschen aus lebensbedrohenden Einsatzlagen müssen gut koordiniert, strukturiert und zielorientiert verlaufen. Die Kombination aus technischer Rettung - Kommunikation - medizinischer Erstversorgung gewinnt auf Dauer den Wettlauf gegen die Zeit. Einsatzkräfte aus Bissendorf haben dies nun intensiv geübt.
Um es vorweg zu nehmen: Einsatzkräfte müssen heutzutage schneller, effektiver und parallelisierter Arbeiten als noch vor 20 Jahren. Die Zeiten der sequentiellen Betrachtung sind vorbei, so Insider der Unfallrettung in Deutschland. Die Einsatzkräfte in Bissendorf hatten sich einen ganzen Samstag lang einige Aufgabenstellungen herausgesucht, welche jederzeit in der Praxis vorkommen.
Das Ausbilderteam um Dirk Schütte und Holger Bauer hatte sich vorab intensive Gedanken gemacht und veritable Bemühungen durchgeführt und sowohl Übungsobjekte und Lokationen erkundet und vorbereitet. Am Morgen begrüßte Holger Bauer die Teilnehmer des Workshops am Feuerwehrhaus. Das Tagesziel des Workshops wurden erarbeitet und Maschinisten festgelegt, dann konnte die Ausbildungseinheit starten.
Die Herausforderungen für die Gruppe von Einsatzkräften lag am Vormittag bei zwei simulierten Unfallsituationen. Zwei vorbereitete Sonderlagen mußten von den Einsatzkräften, mit den in der Stützpunktfeuerwehr zu Verfügung stehenden Mitteln, abgearbeitet werden:
1. Sonderlage: Dachlage
Ein PKW war nach mehreren Überschlägen auf dem Dach zu erliegen gekommen. Der Fahrer mußte von seinem Fahrersitz gerettet werden. Er war im Fußbereich eingeklemmt und hing in der Gurtung des Sicherheitsgurtes Das Fahrzeug war zum Leidwesen der Einsatzkräfte ein Messifahrzeug, vollgestopft mit allerlei Utensilien, welche die Rettung zusätzlich erschwerten.
Das Dach des Fahrzeuges war soweit eingedrückt, dass ein herankommen an den Fahrer zunächst nicht möglich war. Zunächst mußte das Fahrzeug vorsichtig und gleichmäßig angehoben werden. Dazu wurde mit Arbeitsleinen und Steckleiterteilen der Heckbereich des Fahrzeuges ca. 40 cm angehoben. Die Hydraulischen Büffelwinden zeigten dabei sehr gute Hebefähigkeiten, weil diese sehr punktuell, genau und kontrolliert anheben konnten. Die Leiterteile wurden parallel immer senkrechter gestellt.
Die Geräte- und Sanitätsablage wurde ca. 5m vom Unfallfahrzeug entfernt installiert und mit allen benötigten Einsatzmittel bestückt.
Bei allen Einsatzmaßnahmen stand die eigene Sicherheit der Retter dauerhaft im Fokus. Neben den Safety Man vor Ort wurde vor dem Dienst im Feuerwehrhaus eine kurze Sicherheitsbelehrung anhand von auftretenden Gefahren durchgeführt. Vor Ort achtete die Sicherheitskraft auf korrekt angelegte Schutzausrüstung, heruntergeklappte Visiere, sicheren Stand, sauberes Umfeld und vieles mehr.
Für den örtliuchen Brandschutz stand Wasser aus dem TLF bereit, sowie Kleinlöschgerät wie Feuerlöscher.
Parallel eröffnete ein Trupp mit dem hydraulischen Spreizgerät die Tür der Beifahrerseite, um eine erste Erstöffnung und somit Zugang zum Patienten zu schaffen. Parallel zur Erstversorgung des Patienten wurde dann mittels hydraulischen Schneidgerät das eingedrückte Dach das Fahrzeugs soweit abgetrennt, das eine Befreiung des Fahrers gelingen konnte. Mit Holz und Keilen und Stabpack wurde das Fahrzeug dauerhaft unterbaut, um eine absacken des Fahrzeugs jederzeit zu verhindern. Immer wieder wurden Unterbrechungen der Übungs- Ausbildungssituationen für Erläuterungen durch den Ausbilder eingebaut, um Sachverhalte zu eräutern
Letztendlich wurde mit Hilfe des Rettungszylinders der überlebenswichtige Freiraum im Bein- und Fußbereich geschaffen, sodass die Person aus dem Unfallfahrzeug entnommen werden konnte.
2. Sonderlage: Seitenlage
Ein Personenkraftwagen war nach Überschlag auf der Beifahrerseite gelandet und auf dieser liegengeblieben. Der Fahrer war in seinem Anschnallgurt hängen geblieben. Die Beine waren im Fußbereich schwer eingeklemmt. An der Unfallstelle war überall Inhalt des Kofferraumes verteilt, sodass die Einsatzkräfte zunächst den Feuerwehr-Arbeits- und Bewegungsraum freiräumen mussten. Zuerst wurde das Fahrzeug mittels Stechleiterteilen, Holzklötzen und Keilen stabilisiert, sodass keine Kippen der Limosine mehr möglich war.
Bis auf die Frontschutzscheibe (VSG) waren alle Scheiben zerbrochen, sodass der Rettungsplan entworfen wurde. Um Zugang zum Patienten zu bekommen wurde das Dach des Fahrzeugs auf der Fahrerseite an den Holmen abgeschnitten und Entlastungsschnitte längs zum Dach an der Beifahrerseite durchgeführt. Als nächstes wurde die VSG Frontschutzscheibe mit dem Glasmaster herausgeschnitten und letztendlich entfernt. So konnten die Retter das Dach des Fahrzeugs zur Seite hin wegklappen - die Fahrgastzelle mit dem Patienten war komplett eröffnet. Das Dach wurde letztendlich komplett mit dem Schneidgerät entfernt, um sicheren Stand bei den weiteren Rettungsmaßnahmen zu gewährleisten.
Im weiteren Rettungsverlauf wurde die Fahrertür entnommen und ein Fußfenster bodenseitig mittels Säbelsäge im Fußbereich des Fahrers geschaffen. Mittels Spreizgerät und Rettungszylinder wurde dann auf der Fahrerseite der Vorderwagen soweit nach vorne geklappt, bis die Füße des Fahrers aus der Einklemmung befreit werden konnten.
Nach den zwei Sonderlagen am Vormittag wurde im Feuerwehrhaus eine einstündige Mittagspause ur Regenerierung eingelegt. Bei Mittagstisch und einigen Übungsfilmen konnten die Einsatzkräfte sich erholen, bis am Nachmittag eine Abschlussübung durchgeführt wurde.
3. Abschlussübung :
Gemeldet wurde ein Verkehrsunfall auf einem gewerblichen Gelände im Gewerbegebiet Bissendorf. Eine Person sollte im PKW auf dem Fahrersitz eingeklemmt sein. Vor Ort stellt sich eine Standardlage dar, welche mit der Standard-Einsatz-Regel (SER) Verkehrsunfall gut zu bewältigen war. Während der Erkundungsphase des Gruppenführers füllten die Rettungskräfte die techn. Geräteablage. Der Gruppenführer legte den Rettungsplan fest und zeichnet mit Wachsstift die durchzuführenden Schnitte am Fahrzeug an.
Zunächst wurde als Erstöffnung die Fahrertür entnommen, um Zugang zu Patienten zu erlangen. Glasmanagement an allen ESG Scheiben wurde durchgeführt und parallel die Beifahrertür entnommen. Das Dach des Fahrzeugs wurde von Hinten her beidseitig abgetrennt, sodass das Fahrzeugdach, über die Frontschutzscheibe, nach vorne geklappt werden konnte. Die Versorgungsöffnung wurde somit geschaffen. Der Patient wurde anschließend immobilisiert und axial nach hinten heraus aus dem Unfallfahrzeug entnommen.
Nach der Menschenrettung schloss sich eine weitere Ausbildungseinheit an dem Übungsfahrzeug an.
Besonderes Augenmerk bei allen Übungen wurde auf die eigene Sicherheit der Einsatzkräfte durch den Safety Man gelegt. Der Sicherheits-Assistent unterstützt den Einsatzleiter bei sicherheitstechnischen, operativen Einsatzmaßnahmen am Einsatzort und erhöht durch praktisches Vorgehen die Sicherheit an der Einsatzstelle.
Gegen Ende der Veranstaltung wurde mit allen Teilnehmern eine Feedbackrunde durchgeführt, wobei positive, als auch negative Themen zur Aussprache kamen. Gegen 16 Uhr wurde die Ausbildungsveranstaltung beendet.
© Bild,Text: Holger Bauer
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