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16.03.2017 Flughafenfeuerwehr am Hannover Airport
+++ Ausbildung: Unfälle mit Luftverkehrsfahrzeugen; Besonderheiten und wissenswertes +++
Der Airport Hannover Langenhagen ist ca. 10 Km Straßenentfernung von der Ortsmitte Bissendorf/ Wedemark entfernt. Jeden Tag im Jahr starten oder landen Flugzeuge auf dem Großflughafen in der Stadt Langenhagen. Bissendorfs Einwohner sehen, hören und nehmen die Flugzeuge tagtäglich wahr. Die Bissendorfer Einsatzkräfte der Feuerwehr haben das Thema Sicherheit bei Flugunfall nun innerhalb zweier Schulungen kennenlernen dürfen. Viele neue Sachverhalte rund ums Fliegen - und der damit verbundenen Rettung bei Flugunfall wurden vermittelt.
Da nicht jede Einsatzkraft teilnehmen konnte, hier ein kurzer Bericht über die vermittelten Sachverhalte - für jede Einsatzkraft in der Wedemark nachlesbar - ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Der zeitnahe Kontakt zur Airport Feuerwehr konnte über einen der aktiven Kameraden durchgeführt werden. Die Einsatzkräfte trafen sich frühzeitig, um pünktlich gegen 18:00 Uhr an der Vorfeldzufahrt den Sicherheitscheck zu durchlaufen. Personen und Fahrzeuge wurden durchleuchtet und durchsucht, dann ging es mit Eskorte zur Wache der Flughafenfeuerwehr.
Angekommen folgte die kurze Begrüßung durch den Wachabteilungsleiter - was anschließend folgte war der Gang zum Unterrichtsraum. Zirka 25 Kameraden/innen sammelten sich im Unterrichtsraum der Flughafenwache, dann startete die Ausbildung:
Der Flughafen Hannover ist 24 Stunden am Tag geöffnet, d.h. es können zu jeder Tages- oder Nachtzeit Flugzeuge starten und landen. Ein nicht unwesentlicher Sicherheitsaspekt bei Notlagen. Viele Logistikfirmen haben sich angesiedelt, etwa 5,5 Mio. Passagiere (2016) nutzen den Verkehrsflughafen für Flüge, allein die jährlich stattfinden Messen CeBiT und IndustrieMesse lassen viele Fachbesucher am Flughafen umsteigen.
Zunächst wurde im ersten Vortrag über wesentliche Konstruktionsmerkmale von Flugzeugen, Ultraleitflugzeugen (UL) und Luftsportgeräten (LSG) referiert. Struktureller Aufbau einer Flugzeugkabine mit Spannten und Gerippen wurden ebenso gezeigt, wie die einzelnen Druckschotts.
Die Druckkabine für die Passagiere und Besatzung steht dabei unter Überdruck (+0,2 bar). Ausnahmen sind: Bug, Seiten- und Höhenleitwerke, Fahrwerksschächte, Tanks, Tragflächen und Serviceklappen.
Die Gefahren, welche bei einem Absturz auf die Feuerwehren zukommen können, sind vielfältig. Jede Menge Treibstoff und ggf. unter Druck stehende Hydraulikflüssigkeiten, sowie Sauerstoffflaschen, Rettungssysteme, Stromzufuhr, Batterien und Faserverbundwerkstoffe können Gefahren an der Einsatzstelle hervorrufen. Etwaige Gefahren sollten jedem bekannt sein, um die Gefahren zu umgehen.
Nach der Erklärung von Tankinhalten von Großflugzeugen und der Gefahr des Vogelschlags wurde auf die vorhandenen Rettungssysteme eingegangen. Die Notrutschen an den Notausgängen, wohl die meist bekannten Rettungssysteme an Flugzeugen, blasen sich mittels Druckgasflaschen innerhalb weniger Sekunden auf, um den Insassen (bei Unfall) ein schnelles verlassen des Flugzeuges zu ermöglichen. Die aufblasbaren Kunstoffstrukturen, wie auch die dahinterliegenden Auslösemechanismen, können eine Gefahr für Einsatzkräfte der Feuerwehr darstellen. Auch Bautenzugauslösungen bei kleineren UL oder LSG sind als Rettungssysteme verbaut, um Fallschirme an Kleinfluggeräten zu entfalten.
Schaumteppiche, wie in der Vergangenheit oft präferiert und ausgelegt, werden in der heutigen Zeit nicht mehr auf der Landebahn verlegt. Bei einer Länge von 1000 m x 30 m x 0,5 m wäre der Aufwand viel zu groß - es würde lange dauern. Zudem wäre die Halbwertzeit eines solchen Schaumteppichs viel zu kurz, so die Aussage des Fachmanns.
Der zweite Vortrag handelte über die Brandbekämpfung bei Luftfahrzeugen, wobei immer auf ausreichenden Sicherheitsabstand seitens der Feuerwehr geachtet werden sollte. Lieber 100 - 150 m weiter entfernt mit den Fahrzeugen halten und mehr Schläuche verlegen, gerade auch wenn militärische Flugzeuge betroffen sind.
Munition oder Sonderstoffe können weitere, besondere Gefahren mit sich bringen - Abstimmung mit den vor Ort befindlichen BW-Feldjägern wäre dann von Nöten. Die Annäherung sollte immer von vorne oder von der Seite an das Unfallobjekt erfolgen.
Die Grundsätze nach Flugunfall-Untersuchungs-Gesetz sind jederzeit zu befolgen, welche sinngemäß lauten:" Alles verbleibt wo/ wie es ist…" , d.h. keine Veränderung von rumliegenden Flugzeugteilen, oder unfraglich Toten Personen nach Flugunfall - alles bleibt so unberührt, wie vorgefunden. Etwaige notwendige Veränderungen sind zu dokumentieren. Ziel ist die spätere, zielgerichtete Unfallanalyse durch die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU), welche mit einem Verkehrsleiter (oder einer Beauftragten Person) an die Unfallstelle kommt, um dem Einsatzleiter zu unterstützen - und im Verlauf die Unfallursachen Untersuchung zu leiten.
Mögliche Zugänge zu Passagieren im Flugzeugen können, nach der Brandbekämpfung, über rot gekennzeichnete (rechteckige) Zugänge an der Außenhaut stattfinden. Dort können Trennschleifer, Schneidgeräte, Twinsaw, Rettungssäge oder ähnliche Rettungsgeräte angesetzt werden. Flugzeug- Kunststofffenster können mit jeder Feuerwehraxt eingeschlagen werden, um Erstzugang zu erlangen.
Nach Abschluss der Brand- und Rettungsmaßnahmen kann eine Unterstützungsleistung der Feuerwehr, durch Rot/ Weiß Flatterband Raster (10 x 10 m Raster) notwendig sein, um ein Untersuchungsraster für die BFU zu bilden.
Nach Abschluss der theoretischen Inhalte, wurde im Nachgang ein Durchgang durch die Fahrzeughallen der Flughafenfeuerwehr durchgeführt. Ob Flughafenlöschfahrzeug (FLF) oder Hilfeleistungslöschfahrzeug HLF für den Gebäudelöschzug, oder Abrollbehälter MANV - alle Fahrzeuge konnten intensiv von den Bissendorfer Kameraden begutachtet und besichtigt werden.
Viele Fragen zur Technik konnten direkt beantwortet werden, um schlussendlich einen guten Eindruck von der Arbeit der Flughafenfeuerwehr zubekommen.
An dieser Stelle ein Dank an alle, welche diesen Besuch - und die Vermittlung des Spezialwissens - möglich gemacht haben. Es ist sehr viel wissenswertes hängengeblieben ...
© Bild,Text: Holger Bauer
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