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21.09.2017 OSLO Rettungsmethode

+++ Ausbildung zur Kettenzugmethode bei Verkehrsunfallrettung ist effektiv +++

Eingeklemmte Menschen in Fahrzeugen (PKW, Transporter oder LKW) können sich in der Regel nicht mehr selbstständig befreien. Der Aufprall auf ein Hinderniss, dass durch Intrusion nach innen bewegte Armaturenbrett und Vorderfahrzeug, wie auch ggf. der gestauchte Fußraum, Achse und Rad lassen die Insassen mit Trauma im Auto eingeklemmt verbleiben. Die dabei auftretende schlüssige Verbindung zwischen Fahrzeug und Person kann, durch Thoraxtrauma oder SHT, schnell lebensbedrohende Ausmaße annehmen. Die Feuerwehr kann nach Eintreffen an der Einsatzstelle mit vielerlei Einsatzmitteln der Einklemmung technisch entgegenwirken.

Die bekanntesten Einsatzmittel zur Befreiung der eingeklemmten Fahrzeuginsassen sind hydraulische Rettungsgeräte wie hydraulischer Spreizer, hydraulisches Schneidgerät oder hydraulische Rettungszylinder. Alternative Rettungsmethoden gibt es jede Menge, wie auch schon in mehreren TH Workshops in Bissendorf ausgebildet. Zum zweiten mal wurde nun in Bissendorf die OSLO Rettungsmethode in Theorie und Praxis ausgebildet.

OSLO Rettungsmethode

Ausbilder Holger Bauer konnte vor 25 Einsatzkräften neben der geschichtlichen Entstehung auch die theoretischen Grundlagen und elementaren Rahmenbedingungen vermitteln. Mit Fotos und Filmen untermalt, konnten sich die Bissendorfer Einsatzkräfte einen guten Einblick in die OSLO Rettungsmethode verschaffen und diese fachlich durchdringen. Insbesondere wurde auf die Unfallverhütungsvorschriften Wert gelegt.

Aber alle Theorie war bzw. ist grau, sodass am Abend nach 30 Minuten sogleich die Praxisausbildung anstand. Angenommen wurde ein Frontalunfall eines Personenkraftwagens auf eine Landstraße bei Dunkelheit. Die eintreffenden Kräfte fanden alle Rahmenbedingungen vor, um die Kettenzug Rettungsmethode anzuwenden. Neben ausreichend verfügbaren Aufstellungsraum war der Rüstwagen mit der Seilwinde nach Alarm- und Ausrückeordnung (AAO) alarmiert und die Beleuchtung war gesichert.

Zudem war an der Einsatzstelle ein ausreichender Festpunkt vorhanden. Das Tanklöschfahrzeug mit seinen ca. 10 Tonnen Eigengewicht sollte ausreichen. So wurde das Unfallfahrzeug im Heck fixiert und mit Stahlseilen, Schäkeln am Fahrgestell des TLF befestigt.

geweiteter Überlebensraum

Die OSLO Kettenzugmethode ist aus den skandinavischen Ländern vor einigen Jahren nach Deutschland geschwappt - die BF Wuppertal hatte daraufhin Versuche gestartet. Das System beruht darauf, dass unter einem kontinuierlichen Zug zweier maschinell betriebenen Zugeinrichtung das Unfallfahrzeug fortwährend gestreckt wird. Der dabei entstehende Überlebensraum im Türrahmen ermöglicht es, die Insassen sehr zeitnah, axial aus dem Fahrzeug zu retten.

Die Bissendorfer Einsatzkräfte nutzten im Übungsverlauf nur eine Winde und konnten einen Festpunkt nutzen. Das Zugseil der Rüstwagen Winde wurde mit weiteren Ketten und Bandschlingen um A-Holme und Lenkradsäule geschlungen, wobei die Lenkradverbindung die kürzeste ist. Beim folgenden ziehen bzw. strecken des Fahrzeug wird der überlebenswichtige Raum geschaffen, um schwersteingeklemmte Personen zeitnah zu retten. Dabei kann bis zu 50 % Zeit gegenüber herkömmlichen Rettungsmethoden eingespart werden, Rettungszeiten < 30 Minuten sind eher die Regel, anstatt die Ausnahme.

Gestrecktes Unfallfahrzeug

Im Übungsverlauf der OSLO Kettenzugmethode zeigte sich sowohl der räumliche Platzbedarf, als auch die systematische Vorgehensweise beim anlegen der Ketten an der Fahrzeug-Vorderfront. Beides ist, mit Erfahrung und Kenntniss, schnell und praktisch an der Einsatzstelle machbar und effektiv. Behutsames Strecken des Unfallfahrzeugs mit einer Winde, bis zur Personen Rettungsgrenze, ist realisierbar.

Der Vorderwagen wurde bis zum vorderen Bodenkontakt gestreckt, die dabei erzeugten 30-50 cm Überlebensraum reichten vollkommen, die Person aus Ihrer Zwangslage zu befreien. Medizinische Rahmenbedingungen wurden bei der Übung außer acht gelassen, würden aber im Ernstfall natürlich wesentlich berücksichtigt. Nach Ende der abendlichen Ausbildung zur OSLO Rettungsmethode wurde am Übungsfahrzeug noch Grundkenntnisse der PKW Unfallrettung geschult. Türenentnahme in angemessener Zeit, Entlastungschnitte und Dach abklappen wurden durchgeführt.

Am Ende des anstrengenden, aber wissenswerten, Ausbildungsabends waren sich alle Teilnehmer einig, dass mit der OSLO Rettungsmethode eine Einsatzoption mehr im Repertoire der Stützpunktwehr, bei der Verkehrsunfallrettung, durchgeführt werden könnte - so es den notwendig sein sollte.

© Bilder: J.T.Blanke, Text: Holger Bauer