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30.10.2017 Feuerwehr : Extremwetterereignisse
+++ Langsame Wetterveränderungen sind bei Feuerwehreinsätzen spürbar +++
Ein schwüler Sommertag: Bei drückend warmen Temperaturen bilden sich in den Nachmittagsstunden dunkle Wolken in der Ferne. Von weitem beginnt es zu donnern. Die Einwohner befürchten schlimmes, räumen die Gartenmöbel rein, holen alles ins Haus was wegfliegen kann.
Nur wenige Minuten später bricht das Unwetter herein. Es regnet in Strömen, ein sturmartiger Wind lässt große Äste am Fenster vorbeifliegen. Bäume knicken um wie Streichhölzer. Binnen Minuten verwandeln sich die Haupt- und Nebenstraßen zu reißenden Bachläufen, Dachziegel fallen von Nachbarhäusern, Hagel zerstört große Dachflächen und Dachflächenfenster. Die Bewohner sind froh bei einer solchen Extremwetterlage nicht draußen zu sein.
Diese Szenario oder ähnliche Szenarien sind in den letzten Jahren immer wieder durch die Medien gegangen, die Schlagzahl dieser Wettervorkommnisse nimmt zu.
Es ist noch gar nicht solange her: Hochwasser 2013 durch Dauerregen im Einzugsbereich der Elbe, Trockenheit in der Brandenburger Heide in 2016, Innerste Hochwasser 2017 im Landkreis Hildesheim oder starke Hurricans wie Harvey, Irma oder Maria in Mittelamerika - alle Ereignisse haben die Feuerwehren auf Trapp gehalten. Auch wenn es sich um ein weltweites Phänomen handelt, so sind die Wetterphänomene bzw.Unwetterereignisse in Deutschland doch mehr ins Rampenlicht der Öffentlichkeit getreten, als uns lieb ist.
Ob Hochwasser, Extrem-Starkregenereignisse, Stürme, Orkane oder Vegetationsbrandbekämpfung auf knochentrockenen Böden, eins ist klar - das Wetter und die Klimaparameter verändern sich.
" Dass hat es doch schon immer gegeben - diese Wetterkapriolen…", sagen viele Mitmenschen. Fakt ist: Wetterextreme werden in der Zukunft die Feuerwehren flächendeckend immer häufiger vor Aufgaben stellen, in denen die Fähigkeiten der Einsatzkräfte und der Technik gefragt sind. Die Anforderungen an intensiver und, realitätsnaher Ausbíldung, das Wissen um die Auswirkungen der Klimaerwärmung und moderne Ausrüstung steigen schon Heute.
Donner und Blitze sind seit Menschengedenken nicht wesentlich gefährlicher geworden, die Unstetigkeit und Heftigkeit aber schon.
Die derzeitige weltweite Wetter- Entwicklung ist außergewöhnlich. Klimaforscher, Wetterprognosen und Wettermodelle sagen kommende Wetterextreme voraus - wobei zu bedenken ist, dass Meteorologen z.B. genaue Starkregenereignisse vorhersagen können. Nur wann und wo diese kilometergenau niedergehen, ist mit einer Ungenauigkeit behaftet.
Die aktuellen Gitternetzvorhersagen der Meteorologen sind noch zu grobmaschig, als das auf Straßen/ Dörfer/ Berge exakt genau vorhergesagt werden könnte, wo der Starkregen (und damit einhergehende Überflutung) auftritt - dazu muss die Wettervorhersage der Zukunft engmaschiger werden. Geodaten und Überflutungskarten gibt es schon - man muss sie nur nutzen und lesen können.
Durch den vermehrten Verbrauch von fossilen Brennstoffen wie Kohle und Öl in Industrie und privaten Haushalten, wird immer mehr langlebiges CO² in die Atmosphäre eingebracht - die Erderwärmung nimmt stetig zu, die Polkappen mit Eis schmelzen ab. Die Schwankungen im Klimasystem werden beschleunigt und zeigen höhere Amplituden, so steigen die Einsatzzahlen der Feuerwehren bei Extremwetterereignissen, auch in der Region Hannover, stetig.
Schon Heute spüren Politiker, Bürger und Einsatzkräfte, dass durch häufigere Starkregenereignisse im regionalen Einzugsgebiet, die Feuerwehren mehr als einfach gefordert sind.
Nach heftigen Sommergewittern stehen ganze, niedrigliegende Straßenzüge unter Wasser, die Kanalisation ist am Endpunkt ihrer Kapazität, unzählige Keller stehen unter Wasser, viele Bäume fallen durch Stürme bzw. Orkan um und erzeugen Sach- und Personenschäden.
Die Einsatzkräfte sind bei den Extremwetterauswirkungen permanent und kontinuierlich gefordert die Auswirkungen zu mildern - die Ursachen selber können natürlich nicht eliminiert werden - außer durch weltweit übergreifende bessere Klimapolitik.
Ausrüstung, Ausbildung, Kommunikationskonzepte - und Kommunikationsausbildung bei Extremwetterereignissen müssen bei der Feuerwehr für die Zukunft intensiviert und angepasst werden. Die teilweise noch vorhandenen Ansätze aktueller Vorgehensweisen sind teilweise adäquiert. Das ausgearbeitete Unwetterkonzept der Region Hannover muss konsequenter und schneller umgesetzt werden als bisher, um Informationswege, Entscheidungsabläufe und deren mögliche Alternativen schneller herbeizuführen.
Fahrzeugbeladungen und Logistikkonzepte müssen im Unwetterfall in der Lage sein zumindest Grundtätigkeiten bei der Feuerwehr teilweise abzudecken, Tiefwaatfähige Fahrzeuge mit Allrad sind dort wo nötig mehr als sinnvoll, Kommunikationskonzepte dürfen nicht nur aus Wagenburgen bestehen, indenen Zettel weitergereicht werden. Integrierte Kommunikation und Digitalisierung dürfen vor der Feuerwehr nicht halten machen - auch wenn Vorgänge und Prozesse im Einsatz für den einzelnen Feuerwehrmann/-frau in Zukunft auch händelbar sein müssen. Dies alles kostet Zeit und Geld.
Die Einsatzkräfte auf die besonderen Gefahren hin auszubilden bedarf besondererAnstrengungen, insbesondere seitens LFV und örtlicher Standortausbildung. Eine Mammutaufgabe des Ehrenamtes - gerade in Hinblick auf die globale Erwärmung.
Die weltweiten Vorhersagen bis zum Jahr 2100 sind dramatisch. Berechnungen für den kommenden weltweiten Temperaturanstieg und den Anstieg des Meeresspiegels sagen im Best Case voraus, das 2 Grad Temperaturanstieg und 20 cm Meeresspiegelanstieg eintreten könnten. Im schlimmsten Fall werden 6 Grad Temperatur- und 1 Meter Meeresspiegelanstieg vorhergesagt. Wahrhaft alarmierende Werte.
In den letzten 170 Jahren Rückblick auf die Wetteraufzeichnung hat es so einen Anstieg nicht gegeben. Seit 1914 ist der weltweite Meeresspiegel lediglich um insgesamt 20 cm gestiegen.
Schon in den 1930 ´er Jahren gab es eine Serie von milden Wintern. So kamen auch damals schon Katastrophenszenarien zustande.
Die immer wieder auftretenden Überflutungen und Wassereinstömungen in menschliche Wohngebiete, nach Starkregen- und Hochwasserreignissen, haben die Feuerwehren in der Vergangenheit schon öfters beschäftigt. Ob Grunddeichbruch, Fluss über die Ufer oder Unterspülungen von Deichen, immer sind Sach- und Personenwerte z.B. nach Überflutung bedroht.
Fehler wie eine zu späte Alarmierung der Einsatzkräfte, fehlende vorsorgliche Hochwassermaßnahmen, kaum Reserve in Bereitstellungsräumen, nicht ausreichend dimensionierte Wasserrückhaltesysteme - oder einfach fehlendes Wissen im Wasserbau und damit verbundene Gefahren der Deichverteidigung/-bau sind immer wieder auftretende Missstände bei Feuerwehren. Auch flächendeckende Logistikkonzepte für Sack&Sand oder Transportkapazitäten sind meist ausreichend nur bei THW, BUND oder Privatfirmen zu finden.
Weltweit - und somit auch in Deutschland - sind eindeutige Erwärmungssignale klar erkennbar. Nicht jede Woche , nicht jeden Monat. Aber der Schalter im Klima ist umgelegt - nun muss auch seitens Feuerwehr reagiert werden.
Man wird sehen wie die Feuerwehren in Deutschland diese Herausforderung ( auch für kommende Generationen) meistern…
© Bilder: Bauer,Schuck-Zöller,Busse,DWD Text: Holger Bauer
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