07.11.2018 Zugang gestattet
+++ Übungshaus ermöglicht seltene Ausbildungseinheit für Einsatzkräfte +++
Es kommt wirklich selten vor, dass die örtlichen Feuerwehren mehr als optimale Übungsmöglichkeiten vorfinden. Am Mittwochabend aber war es wieder einmal soweit. Ein Hauseigentümer hatte sein Abrisshaus für Übungszwecke zu Verfügung gestellt. Eine tolle Sache. Die Bissendorfer Feuerwehr nahm die Gelegenheit zu einer Ausbildungseinheit gerne wahr.
Im Vorfeld der Ausbildung waren eine Vielzahl von organisatorischen Aktivitäten zu erledigen. Klärungen mit der Ortswehrführung, Anmeldung bei der Regionsleitstelle, Ortsbesichtigung des Objektes und vielerlei interne Ausbildungsplanungen waren von Nöten, um die Chance nicht vorüberziehen zu lassen. Das Abrissunternehmen hatte einen groben Zeitplan zum Abriss - man musste also vor die Lage kommen :o)
Das Planungs- und Ausbildungsteam hatte eine genaue Vorstellung dessen, was am Übungsabend ausgebildet werden sollte. Gefordert waren natürlich die Atemschutzgeräteträger der Stützpunktfeuerwehr, aber auch die Einsatzkräfte sollten gefordert und gefördert werden.
Gegen 18:00 Uhr trafen sich die aktiven Einsatzkräfte, um das Übungshaus vorzubereiten. Aufbau der Infrastruktur und Vornahme von Beleuchtung waren genauso im Hauptaugenmerk, wie Vernebelung des Obergeschosses und die Positionierung von Übungspuppen.
Um verkehrstechnische Probleme und Unmut der Anwohner zu verhindern, wurden die Anwohner der Straße vorab informiert und auch gern zu zuschauen eingeladen. Ein Vertreter der Stützpunktfeuerwehr stand diesen Personen während der Übung für Fragen jederzeit zu Verfügung.
Um 19:30 Uhr trafen die ersten Fahrzeuge vor dem Haus ein. Atemschutzgeräteträger rüsteten sich aus, die nötige Wasserversorgung wurde vom nächsten Unterflurhydrant hergestellt und die Beleuchtung für innen und außen wurde in Betrieb genommen.
Die Atemschutzgeräteträger mussten eine vermisste Person im Obergeschoss des Hauses finden und suchen. Wassergefüllte Schläuche mussten durch den Eingangsbereich des Hauses, die enge Treppe hinauf in das Obergeschoss transportiert werden - immer dabei den eigenen Luftvorrat im Auge.
Mit Wärmebildkamera und Tastsinn versehen mussten sich die eingesetzten Trupps im unbekannten Terrain entlangtasten, um die Puppe letztendlich nach einigen Minuten vor die Haustür zu retten. Als zweiter Rettungsweg für die Atemschutzgeräteträger wurde eine Anleiterbereitschaft am südlichen Giebelfenster installiert - so bestand zusätzliche Sicherheit.
Der Vorgang der Menschenrettung wiederholte sich mehrmals am Abend, da die Übungspuppe nach jedem erfolgreichen Suchvorgang erneut in der Wohnung positioniert wurde. So konnten möglichst viele AGT Träger in den realistisch nachgestellten Einsatz kommen. Im Verlauf des Abends wurden so eine Vielzahl von Personen aus dem Obergeschoss verbracht.
Die obligatorisch eingerichtete Atemschutzüberwachung behielt den Überblick über Aufgaben und Standorte der eingesetzten Trupps und hielt dauerhaft Funkkontakt. Interessierte Zuschauer staunten nicht schlecht, als sie die Belastung der Einsatzkräfte sahen. Schon allein die mitgenommene Schutzausrüstung der Einsatzkräfte wog etliche Kilogramm.
Eine weitere Ausbildungssektion befasste sich mit dem schaffen von Zugängen in das Haus. Ein - und Auslässe, vorhandene Fenster und Türen, wie auch Kellerbereiche standen im Fokus. Atemschutzgeräteträger müssen sich im Notfall bei Bränden Zugang verschaffen, um Verletzte und nicht ansprechbare Personen retten zu können.
Mit Halligan Tool und örtlich vorhandenen Brechwerkzeugen (samt Zubehör) wurden viele Zugänge am Abend geschaffen.
Nach 2,5 Stunden Ausbildung am Übungshaus konnten sich alle Teilnehmer einen Eindruck darüber verschaffen, wie schwer es ist verschlossene Bereiche zu eröffnen. Ein echte schweißtreibende Arbeit ….
Dank an dieser Stelle dem Besitzer des Hauses für die überaus gut und sinnvolle Übungsmöglichkeit.
Alle interessierten Lesern von Feuerwehr und der Anwohnerschaft sei an dieser Stelle die hohe Professionalität und korrekte Vorgehensweise der Stützpunktfeuerwehr Bissendorf/Scherenbostel versichert. Es gibt wenig Feuerwehren welche eine so hohe und qualitativ effektive und durchdachte Vorbereitung der Übungsdienste leistet und liefert - und auch praktisch realisiert. " Geb der guten Idee eine Chance - und nutze diese " lautete das Motto aller Einsatzkräfte an diesem Abend.
© Bild,Text: Holger Bauer
|