18.07.2019 DB Netz Notfalltechnik
+++ ABC Zug der Gemeindefeuerwehr lernt am Ausbildungszug der DB Netz AG +++
Am Donnerstagnachmittag bekamen die Wedemärker Einsatzkräfte des Gefahrgutzuges die Möglichkeit an einer angebotenen Ausbildungsveranstaltung der DB Netz AG teilzunehmen. Mit dabei die Bissendorfer Einsatzkräfte. Am Bahnhof in Isernhagen HB stand der Ausbildungszug Gefahrgut der DB Netz bereit, um theoretische und praktische Erfahrung zu sammeln.
Gegen 16:00 Uhr begann der theoretische Einweisungsteil in einem Unterrichts-Waggon, welcher als Unterrichtsraum ausgestattet war. Ausbildungsleiter Uwe Lindenberg begrüße die Anwesenden, sorgt für einige Rahmenbedingungen und startete mit allgemeinen Hinweisen.
Im Theorieteil wurden Sachverhalte der Gefahrgutbeförderung auf der Schiene angesprochen. Wie erkenne ich Gefahrgüter auf der Bahnstrecke ? Welche Bestandteile hat ein Kesselwagen oder die Einweisung: Wie verhalte ich mich auf Bahnstrecken und am Kesselwagen, wurden durchgeführt.
Nach allgemeinen Zahlen der Gefahrgutbeförderung auf der Schiene, folgte das Thema Kennzeichnung der Gefahrgüter und mitgeführte Ladepapiere auf Lokmotiven (Fahrerhaus: in Sichtweite). Anschriftentafeln an den Waggons, ADR / RID Kennzeichnung , Druckgaskesselwagen und damit verbundene Gefahren wurden vor dem Plenum ausgeführt, aber nicht wesentlich vertieft.
Es wurden Frachtpapiere von Gefahrgütern gezeigt und mögliche Transportbehältnisse: Container nach Seerecht, Druckgaskesselwagen, Kesselwagen mit verflüssigten Gasen (unter Druck) und heruntergekühlte Transportbehältnisse - alles dies kann auf jeder Schiene der Bundesrepublik Deutschland vorkommen - egal wie befahren, so auch in der Wedemark mit aktiven Gleisstrecke 1711.
Besondere Gefahren gehen von radioaktiven Stoffen aus, Kesselwagen mit Blausäure oder explosiven Stoffen oder Munition - alle besonders gekennzeichnet.
Zu den Rahmenbedingungen: Die Güterzüge können max. 700-830 Meter lang sein, fahren mit Spannungen von 15.000 Volt; vor und nach Munitionswaggons fahren jeweils Schutzwaggons; Mindestabstand zum Fahrdraht sind 1,5 Meter (wegen Überschlag durch Lichtbogen). Gefahren bestehen auch durch die Zugpuffer und die Bremsleitungen zwischen den Waggons, welche bis zu 10 bar Druck beinhalten. 4 -achsige Kesselwagen werden meist oben beladen (Domdeckel) - unten entladen.
Eine Vielzahl von Ventilen und Drehrädern können die Ein-Auslassöffnungen steuern. Es gibt bei Kesselwagen keine Unterkammerung - immer nur komplette Produkte in einem Behältnis. Ein Kesselwagen kann dabei bis zu 60 Tonnen eines Produktes aufnehmen.
Eisenbahnstrecken dürfen nur nach Fax zur Bestätigung der Sperrung der Strecke betreten werden. Mit eintreffen des Notfallmanagers der Bahn verliert das Dokument die Gültigkeit. Es gibt keine Zusammenladeverbote bei der Zug Zusammenstellung; Kesselwagen können durch Umwelteinflüsse warm werden (z.B. durch Sonneneinstrahlung) und dadurch eigenständig Überdruck erzeugen. Bestimmte Ladepapiere sind den einzelnen Waggons in der Zugreihenfolge zugeordnet. Dazu einfach die Waggons im Havariefall abzählen… und anhand der Ladepapiere Gefahrgüter identifizieren.
Rückfallebenen für die Feuerwehren sind neben dem Notfallmanager der Bahn AG auch das Notfallmanagement der DB Netz AG, das Transport-und Informationssytem der Chemischen Industrie (TUIS) wie auch die Feuerwehr - und Rettungsleistellen, welche über die Leitstellen der Bahn (ZES) Hilfestellung leisten können. Die Rettungszüge der Bahn AG können bei Gefahrgutunfällen nach Aussage der Bahn Ausbilder keine Hilfestellung bei Gefahrgüter bieten.
Nach einer kurzen Pause wurde der praktische Teil angegangen. Ausbilder Grahmann führte nach einer Einweisung in einige Sicherheitsventile am Kesselwagen ein. Folgedn gingen die Einsatzkräfte in das Innere eines Kesselwaggons. Dort wurden verschiedene Beladungs- und Entladungsmechanismen aufgezeigt und erklärt - insgesamt verschiedene Bodenauslassventile und Einfüllsysteme.
Auf dem Dach des Kesselwaggons wurden unterschiedlich Domdeckel (1| 2 | und 4´er Sicherheits-Verschluss) gezeigt und auf tödliche Unfälle hingewiesen, wobei Domdeckel durch Überdruck aufsprangen - dabei Bahn Mitarbeiter trafen, welche dann vom Kesselwagen geschleudert wurden und verstarben.
Auch leere Kesselwagen können eine Gefahr darstellen, indem Restmengen beinhaltet sind (bis zu 1000 Liter). Die Wedemärker Einsatzkräfte hatten in den nächsten 1,5 Stunden die Aufgabe, verschiedene Risse und Öffnungen und Leckagen am Ausbildungszug bzw. Leckagewagen mit den eignen, mitgebrachten und vorhandenen Mitteln zu verschließen.
Bei sommerlich warmen Temperaturen wurden Holzkeile in Risse gesetzt, textilummantelte Holzkkeile und Druckluftkeile wurden genutzt. Teilweise mit gutem Erfolg. Die aus den Rissen fließenden Wassermassen wurden merklich weniger. Im Realfall würde man die Flüssigkeit aus der tropfenden Leckage in Wannen auffangen und zurück in den Kesselwagen leiten - ein Zeitgewinn durch das erstellen eines Kreislaufes mittels Pumpen.
Am Kesselwagen wurden auch Moosgummi Matten und Spanngurte, samt Hebekissen, an einem Riss getestet, welcher in einer Kesselwagen Beschädigung lag. Der austretende Medium war nur schwer zu stoppen, die ungleichförmige Außenhaut verhinderte eine Komplettverschließung des Risses.
Am Ende der sommerlich warmen Ausbildung am Bahnhof Isernhagen HB ein Dank an die Ausbilder und die Erkenntnis, dass bei austretenden Gefahrgütern aus Tankbehältnissen manchmal die einfachste Lösung - die Beste und schnellste Lösung ist.
© Bild,Text: Holger Bauer
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