28.03.2015 Exkursion: Feuerwehr auf KRETA
+++ Trotz Finanzkrise in Griechenland: Einsatzkräfte motiviert, gute Ausbildung +++
Die Einsatzmannschaft der griechischen Brandbekämpfer sitzt gerade hinter der Feuerwache, als Holger Bauer das Gelände betritt. Ohne Anmeldung auf einen kurzen Besuch schlendert man vorbei. Gemächlich und im Gespräch versunken beachten die Feuerwehr Kameraden der Wache in Agios Nikolaus den ausländischen Besucher kaum. Seltsames Desinteresse - wohl eher nicht ....
Die folgende kurze persönliche Ansprache und nettes Nachfragen nach der Ausrüstung sichert die Aufmerksamkeit der örtlichen Kameraden. Schon darf man alle Einsatzfahrzeuge öffnen und die Einsatzmittel besichtigen. So auch auf der Feuerwache in Agios Nikolaus - auf der von Deutschen geliebten Ferieninsel Kreta in Griechenland.
Wie meistens in südlichen Länder ist die am Stadtrand gelegene, unscheinbare Feuerwache nur an den im freien stehenden Feuerwehrfahrzeugen zu erkennen. Das sommerlich milde Wetter, auch in den Wintermonaten, lässt die Möglichkeit bestehen, die Fahrzeuge nicht in einer Halle zu parken. Die Einsatzfahrzeuge stehen ganzjährig draußen, nur durch einen Blechunterstand geschützt.
Feuerwehr der Regionalhauptstadt Agios Nikolaus
Die professionellen Brandschützer besetzen die Feuerwache täglich mit 5-7 Mann und gehören zum Hellenic Fire Service, der professionellen Brandschutzorganisation in Griechenland. Das Wachgebäude ist im einfachen Still errichtet, hat neben Aufenthaltsräumen einen Kommunikationsraum und Ruheräume. Das Außengelände umfasst einen Parkplatz, den Fahrzeugbereich mit 9 Einsatzfahrzeugen, sowie zwei Werkstattgaragen einfachster Ausführung. Alles einfach umzäunt, kein Luxus - sehr einfache Ausführung.
Die Stadt Agios Nikolaus liegt im Osten Kretas an der Mirabello Bucht, hat ca.10.000 Einwohner, und beherbergt zu Ferienzeiten bis zu 20.000 Gäste. Die Hafenstadt liegt geografisch am Meer hat aber auch hügelige Stadtteile. Der jährliche Tourismus in der Sommersaison führte zu vielen Hotels in der Stadt, gerne auch mehrstöckig und in der Economy Class sehr zugebaut. Die Wohnbebauung ist südländisch geprägt - somit für deutsche Augen mediteran. Industriegebiete in Agios sind vorhanden - aber kaum aufdringlich. Der Hafen beherbergt von Zeit zu Zeit Kreuzfahrtschiffe, welche Geld in die Kassen der Kommune spülen. Das Stadtzentrum um den Binnensee ist sehr belebt, Restaurants und Touristengeschäfte sind Standard.
Was feuerwehrtechnisch am Fahrzeugpark sofort auffällt, ist die größe der Einsatzfahrzeuge. Meist Allradfahrzeuge mit großen Wassertanks, bis zu 5000 Liter. Wasser an der Einsatzstelle ist ein kostbares Gut, so einer der Brandbekämpfer, welcher Fragen beantwortet. Gerade in den trockenen Vegetationsgebieten in den Tälern und Bergen von Kreta ist Wasser zu Brandbekämpfung lebenswichtig - und wenn möglich - viel davon !
So stehen nach deutschen Verhältnissen gleich drei Tanklöschfahrzeuge auf dem Hof der Wache. Eines trägt die Bezeichnung TLF 5000 /400 / 100, sodass neben Wasser auch Schaum und Pulver mit geführt wird. Alle Tanklöschfahrzeuge verfügen über einen großen Monitor auf dem Aufbau, sodass der Tankinhalt schnell über größere Weiten verteilt u. ausgebracht werden kann. Auch Seilwinden an der Fahrzeugfront stehen hoch im Kurs. An zwei TLF´s und dem Rüstwagen sind maschinelle Zugeinrichtungen vorhanden.
Ein Art Staffellöschfahrzeug mit 5 Mann Besatzung, vom Aufbauhersteller Sides, ist das meistbenutzte Fahrzeug der Wache. Das auf MB Vario 815D aufgebaute Fahrzeug besitzt 3 Atemschutzgeräte in der Kabine und viel gebrauchte feuerwehrtechnische Beladung zur Wasserversorgung. A Sauglängen, D-Druckschläuche samt Verteiler mit zwei D-Abgängen, Motorsäge und Pumpe sowie einfache Steckleiter gehören zur Ausstattung.
Gleich rechts daneben steht das Flagschiff der Wache. Eine Teleskopmast der Firma Bronto Skylift F22 auf MB Actros mit dreifach Teleskopmastauszug. Das mit Rosenbauer Fahrgestell ausgerüstete Fahrzeug hat einen hinten angelegten Korb mit einer Traglast von max. 270Kg. Am Korb befestigt ist ein Monitor zur Wasserabgabe, welcher über eine feste Rohrleitung am Teleskopmast verfügt. Der Teleskopmast verfügt über eine 4 -Punkt Schrägabstützung, welche im Aufbau eingefahren ist.
Gerade in den engen Straßen von Agios dürfte ein Drehleiter (z.B. mit waagerecht-senkrecht Abstützung) massiv Probleme bekommen, da durch parkende Fahrzeuge und der enge der Straße kaum Platz zum aufstellen vorhanden ist. Zudem ist in Agios die geografische Lage teilweise sehr hügelig - die Straßen sind durchaus als steil zu bezeichnen, sodass beim aufstellen der Hubrettungsgeräte Achtung geboten ist.
Eine Art Mannschaftstransporter auf Citroen und zwei geländegängige Fahrzeuge auf Allrad stehen der Einsatzmannschaft weiterhin zu Verfügung. Erkundungs- oder Besorgungsfahrten werden mit den wendigen SUV´s älterer Modellart erledigt. Die Fahrzeuge sind zudem in einer extra Doppelgarage untergebracht, welche gleichzeitig als kleine örtliche Feuerwehrwerkstatt und Schlauchpool genutzt wird. Etliche alte Sauglängen, eine zu reparierende Tragkraftspritze und eine kleine Feuerlöschkreiselpumpe lagen zum Besuchszeitpunkt darin. Zudem viel Werkzeug - um reparieren zu können.
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© Bild,Text: Holger Bauer
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