Freiw. Feuerwehr Bissendorf

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24.10.2019 Evakuierung Zug

+++ Einsatzkräfte geben Hilfestellung bei Evakuierung eines Zuges +++

Die Zugstrecke Hannover Soltau (2711) hat die Stützpunktfeuerwehr schon in einigen Realeinsätzen beschäftigt. Am Donnerstag Vormittag wurden die Einsatzkräfte der Feuerwehr zu einem Zug mit technischen Defekt alarmiert.

Schon im Vorfeld der eigentlichen Alarmierung wurde der Leiter der Stützpunktfeuerwehr Bissendorf / Scherenbostel, OBM Christian Renders, zur Erkundung an den Bahndamm Richtung Wennebostel gerufen. Dort sollte ein Zug, in Bissendorf, mit technischen Defekt liegengeblieben sein - der Erkundungsauftrag bestätigte sich. Auf der eingleisigen Bahnstrecke, ca. 150 Meter nach der Ausfahrt Bissendorf Richtung Soltau, setzte der technische Defekt ein, der Zug kam in der bauartbedingten Trogstrecke zum stehen. Dies muss gegen 07:00 Uhr geschehen sein. Der dreiteilige Langzug, der Marke Corodia LINT 41, mit drei Waggons voller sitzender und stehender Menschen stand bei eintreffen im Trog, die Menschen befanden sich bei teilweise geöffneten Seitentüren der Bahn in den Waggons.

Im Bahnhof Bissendorf stand derweil ein wartender S-Bahnzug und ein weiterer Zug eines Bahndienstleisters. Der Einsatzleiter ließ die Ortswehren Bissendorf und Wennebostel zur Unterstützung gegen 09:25 Uhr alarmieren. Ein von der Leitstelle angebotener Fachberater Sanität, wurde nicht benötigt - alle Passagiere waren nach Erkundung im Zug, situationsbedingt wohlauf.

Die Bahnstrecke DB2711 war durch die Leitstelle der Bahn schon gesperrt, weitere Züge konnten die Stelle nicht passieren. Eine nahegelegene Straße am Bahngleis wurde als Bereitstellungsraum für die Einsatzkräfte der Feuerwehr definiert und gesperrt. Der Kommandowagen (KDOW) wurde mit Führungsassistent besetzt und weitere Maßnahmen vorbereitet. Die Kontaktaufnahme mit dem Notfallmanager der Bahn AG und weiteren Zuständigen Bahn Mitarbeitern brachte weitere Erkenntnisse - die Evakuierung konnte starten.

Mit Leitern vom HLF 20 schafften sich die Einsatzkräfte Zugang zum Zug, die Böschung des Bahndammes herunter. In den einzelnen Waggons wurde erkundet, ob Personen im Zug sind, welche besondere Handycaps (wie z.B. Rollstuhl) besitzen - es waren keine gebehinderten im Zug.

Aus dem ersten Waggon konnten die Passagiere nur mit Leitern den Zug verlassen, aus den anderen beiden Teilzügen konnten die Insassen aus den Türen ohne Hilfen aussteigen. Die Passagiere folgten zu Fuß der Bahnstrecke Richtung Bahnhof Bissendorf, wo der Bahndienstleister weitere Beförderungsmöglichkeiten anbot.

Die Waggons waren voll belegt, da es sich um einen Arbeits-Pendlerzug nach Hannover handelte. In jeden Waggon befanden sich ca. 120 - 140 Personen, sitzend und stehend. Personen mit Gepäck, Leute in kurzer Hose, Menschen mit Fahrrädern und vieles mehr wurde aus dem Zug geholfen - sehr viele auch mit Smartphone in der Hand. Auf den Bahnschwellen ging es dann geordnet Richtung Bahnhof. Dabei standen die Einsatzkräfte der Feuerwehr zur Hilfestellung an den Bahngleisen bereit. Am Bahnhof angegeben wurden die Personen an den Notfallmanager der Bahn AG übergeben.

Gegen 10:07 Uhr war der komplette liegengebliebene Zug evakuiert. Bahnmitarbeiter kontrollierten die leerstehenden Zugabteile und schlossen diese händisch ab. Danach übergab der Einsatzleiter an den Zuständigen Bahnmitarbeiter - die Einsatzkräfte der Feuerwehr bauten zurück und rückten in den jeweiligen Standort ein.

+++ Historie aus 1948 : " Ich schrie festhalten - dann krachte es " +++

Im Jahre 1948, genau am 05.12.1948, fand an genau dieser Stelle, auf Höhe des Ausfahrtsignals Richtung Wennebostel, wo der dreiteilige Zug Heute liegengeblieben war, ein schweres Eisenbahnunglück statt, bei dem sechs Menschen Ihr Leben verloren und weitere 56 Personen schwer- bis leichtverletzt wurden. Die Strecke war eingleisig. An einem Sonntagmorgen, bei Nebel, stießen der aus Hannover kommende Personenzug 1475 und der Zug aus Soltau 1476, gegen 08:38 Uhr, frontal bei Bissendorf aufeinander.

Die Lokmotiven wurden schwer beschädigt, zwei Wagen des hannoverschen Zuges wurden ineinandergeschoben und weitere Wagen stark demoliert. Mit Hilfe von Schweißapparaten rettete die Bissendorfer Feuerwehr ein Teil der wimmernden Schwerverletzten in müheseliger Arbeit aus den verbogenen Trümmern, bevor der Hilfszug aus Hannover an der Unglücksstelle eintraf. Wie eine Streichholzschachtel wurde der zweite Personenwagen zusammengedrückt - alle Toten saßen in diesem Wagen. Folgende Ermittlungen ergaben letztendlich menschliches Fehlverhalten.

© Bild:erixx, Text:Holger Bauer,Lankreis Zeitung Nord, 07.12.1948