30.03.2009 Horrorcrash auf der A7
+++ TEIL 1: Schwerer Massenunfall, viele Verletzte auf der A 7, MANV 1 +++
Der Montag Abend wird vielen Wedemärker Feuerwehrleuten so schnell nicht aus dem Gedächtnis gehen. Ein schwerer Verkehrsunfall auf der Bundesautobahn A7 forderte 7 verletzte Verkehrsteilnehmer, 3 davon lebendgefährlich. Wir berichten in zwei Teilen von dem Einsatz.
Es war ein trockener Montag Abend, die Frühlings-Abendsonne ging unter, als sich der ABC Zug der Gemeinde Wedemark zu einem Übungsabend treffen wollte. Ausgemacht war als Sammelpunkt der Schützenplatz in Brelingen, von dort aus sollte nach Abbensen zu einer Übung abgerückt werden. Es kam jedoch alles ganz anders.
Auf der Anfahrt zu Übung in Abbensen wurde die Stützpunktfeuerwehr Mellendorf, gegen 19:26 Uhr zu einem, Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person auf die A7 gerufen. Fahrrichtung Hamburg, zwischen den Anschlussstellen Mellendorf, Fahrtrichtung Berkhof. Schon die ersten Rückmeldungen von der Einsatzstelle ließen auf ein größeres Schadensereignis mit vielen Betroffenen schließen, sodass die Feuerwehreinsatz- und Rettungsleitstelle (FEL) der Region Hannover den Massenanfall von Verletzten (MANV) auslöste.
So machten sich die Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Mellendorf, Elze, Berkhof, Bissendorf und Brelingen auf die Anfahrt zur Autobahnanschlussstelle Mellendorf. Weiterhin wurde die Sanitätergruppe der Feuerwehr Wedemark alarmiert. Die ersten Einsatzkräfte erreichten über den Zugangsweg Anschlussstelle Mellendorf den Unfallort, Fahrtrichtung Norden. Im weiteren Verlauf des Einsatzes wurde die Anfahrt auf die A7 von der Anschlussstelle Berkhof angewiesen, da nur noch von dort der Unfallort problemlos erreichbar sei. Die Einsatzkräfte fuhren derweil entgegengesetzt der Fahrtrichtung auf die Autobahn A7, Fahrtrichtung Hannover auf.
Schon die Rückmeldungen der erst durchgeführten Lageerkundung ließen nichts Gutes erahnen:" Ein quer liegender LKW, mehrere Fahrzeug hinein gefahren, mehrere eingeklemmte Personen", waren die ersten Mitteilungen. Auf der Anfahrt machten sich die Bissendorfer Feuerwehr Sanitäter (FW Sanitäter) einsatzklar. Erste Hilfe Handschuhe überziehen und kurzes "sammeln" im anrückenden MTW war sinngebend. Währenddessen rückten die Schwerpunktfeuerwehr und zwei Stützpunktfeuerwehren mit ihrem Technischen Equipment an die Einsatzstelle an. Es wurden mehrere hydraulische Rettungssätze benötigt und auch eingesetzt.
Die Lage vor Ort bei eintreffen der ersten Einsatzkräfte: Ein komplett umgekippter Sattelzug der Marke Scania, Zugfahrzeug und Auflieger, lagen genau zu Hälfte auf der Mittelleitplanke der A7. Das Gespann lag auf der Beifahrerseite und zirka 80 Meter Mittelleitplanke in Fahrtrichtung Hamburg waren niedergewaltzt. Der LKW hatte gefrorene Scampis geladen.
Im umgekippten Sattelauflieger steckte ein PKW Van der Marke Seat Alhambra. Darin der Fahrer und Beifahrer gefangen. Gegenüber von zerstörten LKW Führerhaus stand ein bis zum Kofferaufbau eingedrückter 7,5 Tonnen LKW der Marke Mitsubischi. Im Fahrerhaus drei Personen eingeklemmt.
Auf den Mitsubischi LKW aufgefahren war ein VW Bus T4 mit mehreren Insassen. Der Fahrer des VW Busses war eingeklemmt, hinter seinem Armaturenbrett. Verschiedenartige geöffnete Farbeimer, Zementbehälter und herumliegendes Ladegut im VW Bus erschwerten die Rettung. Der Bus musste zuerst entladen werden.
In ca. 100 Meter Entfernung, Fahrtrichtung Hannover, stand ein 5ér BMW an der Mittelleitplanke, welcher offensichtliche Schäden an Reifen und Karosserie hatte. Der Fahrer wirkte orientiert und ansprechbar.
Der ersteintreffenden FW Einsatzführer gab umgehend Rückmeldung von der Einsatzstelle, die Leitstelle löste Großalarm für die Feuerwehren aus. Der erste Rettungshubschrauber (Christoph Niedersachsen, HSD) hatte sich schon auf der Richtungsfahrbahn Hamburg positioniert, als die ersten Bissendorfer Kräfte die Einsatzstelle von Norden her erreichten. Auch die BF Hannover, mit dem leitenden Notarzt, war auf dem Weg zur Einsatzstelle.
Der Gemeindebrandmeister Wedemark Michael Hahn übernahm umgehend die Einsatzleitung der Einsatzstelle und richtete mit Hilfe seiner Gruppenführer mehrere Einsatzabschnitte ein. Neben der technischen Befreiung der eingeklemmten Personen im Mitsubischi LKW, im Seat Alhambra und im VW T4 Bus, musste eine Verletztensammelstelle eingerichtet werden. Die spontan entstandene Verletzenablage, am VW T4 Bus, wurde aufgelöst und an die Mittelleitplanke verlegt. Der Dreck und die umherliegende Farbe, samt auslaufenden Motoröl, zwangen dazu. Zudem wurde Raum für die technische Rettung geschaffen.
Der Rettungsdienst war indessen schon mit mehreren Rettungswagen und Notärzten an der Einsatzstelle tätig. Die RD Fahrzeuge parken professionell in Fischgretenform. Anwesende Passanten, darunter eine Anästhesie Ärztin, halfen bei den Rettungsarbeiten und leisteten Erste Hilfe. Zwei weitere Rettungshubschrauber (Christoph Wolfsburg und Christoph Bremen) landeten im Einsatzverlauf auf der Richtungsfahrbahn Hannover. Weitere Schnelleinsatzgruppen aus dem nördlichen Gebiet der Region Hannover waren auf dem Weg zur Einsatzstelle und wurden dort auch tätig.
Die Ordnung des Raumes wurde in der ersten Einsatzphase besonders beachtet. Taktisch wichtige Fahrzeuge wie Rüstwagen und LF 16, mit den Rettungssätzen, wurden nach vorne in die Wirkzone positioniert, weitere Zubringerfahrzeuge (MTWs und LFs) wurden weiter von der Einsatzstelle, nach hinten abgestellt.
Die gesamte Autobahn A7 war während der Rettungs- und Aufräumarbeiten für den Fahrzeugverkehr komplett gesperrt. Es bildeten sich kilometerlange Staus in beide Richtungen auf der Autobahn, welche bis in die Nacht hinein anhielten.
Die technische Rettung gestaltete sich aus Feuerwehrsicht positiv.
Im Mitsubischi LKW wurde das Dach mit Hilfe der Schere abgetrennt. Den drei Insassen wurden vom Rettungsdienst Stifneck angelegt und anschließend stabilisiert und versorgt. Der Fahrer war weniger schwer eingeklemmt. Die zwei Beifahrer waren im Bein- und Brustbereich massiv eingeklemmt. Ein Beifahrer saß dirket an der A Säule eingeklemmt. Die Patienten hatten SHT und Polytrauma. Die Frontscheibe wurde entfernt. Die A Säulen mit der Schere durchtrennt. Mit Hilfe von Spreizer und Rettungszylinder konnte Freiraum nach vorne für die Rettung geschaffen werden. Das Dach wurde weitestgehend nach hinten gedrückt. Die Türen verblieben im Mitsubischi LKW, ließen sich öffnen - die Rettung und Betreuung fand ausschließlich über Beifahrer- und Frontseite statt. Der aufprall des Mitsubischi LKW war so stark, dass der Schweller der Fahrerkabine im Fußbereich auf 20 cm doppelt gefaltet lag.
Die Insassen wurden möglichst schonend aus dem 7,5 to LKW befreit. Nach 30 Minuten waren alle drei Insassen befreit.
Parallel zur Mitsubischi LKW Rettung wurde im zweiten Einsatzabschnitt der VW Bus Fahrer befreit. Er war zwischen Fahrersitzt und seinem Armaturenbrett eingeklemmt, welches ca. 1 Meter in die Fahrerkabine gedrückt wurde. Zudem war das Fahrzeug im Frontend extrem zur Bodenplatte hin eingedrückt. Es musste zuerst Zugang zum Fahrer geschaffen werden, indem Farbeimer, Zement und unzählige Materialien aus dem VW Bus entfernt werden mussten. Die Utensilien wurden im Straßengraben gesammelt. Die Fahrertür wurde mit dem Spreizer und Holzkeilen geöffnet, um Zugang zum Fußraum zu bekommen. Durch hochdrücken des Armaturenbrettes mit dem Spreizer gelang es, den Fahrer mit Hilfe eines Spineboards und Stifneck, axial nach Hinten zur Heckklappe heraus zu retten. Der Fahrer von VW Bus war ansprechbar, Bewusstseins eingetrübt und konnte ebenfalls nach ca 25 Minuten aus seiner Lage befreit werden. Er wurde dem Rettungsdienst übergeben. Die weiteren Insassen des VW Busses sammelten sich, zu teilen leichtverletzt, hinter dem VW Bus und wurden von FW Einsatzkräften betreut.
Lesen Sie weiter im Teil 2 des Einsatzberichtes .....
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